Wie verehrt man den hl. Joseph?

Über die Stufen der Josephsverehrung
und den Zweck dieser Webseite

Manch ein Besucher unserer Seite mag sich wundern, warum wir in vielen Beiträgen schreiben, dass der hl. Joseph nur wenige Verehrer hat und immer noch hinter vielen anderen Heiligen zurücksteht. Denn wenn es auch unbestreitbar ist, dass die Geschichte der Josephsverehrung erst spät (seit dem Mittelalter) beginnt und noch später (seit dem 19. Jahrhundert) an Fahrt aufnimmt, so muss man doch anerkennen, dass dem hl. Joseph mittlerweile ein fester Platz im Leben der Kirche zukommt. In den letzten gut 150 Jahren sind dem hl. Joseph unzählige neue Kirchen geweiht worden, mehrere Päpste haben seine Verehrung empfohlen und dieser Empfehlung durch mehrere Lehrschreiben Nachdruck verliehen, in fast jedem Gebetsbuch findet man Gebete zu ihm und auch das Wissen um die Macht seiner Fürsprache ist so verbreitet wie niemals zuvor in der Kirchengeschichte. 

Wenn man die Verehrung des hl. Joseph nur nach der Häufigkeit bemisst, mit der er um seine Fürsprache angerufen wird, dann muss man die Josephsverehrung sogar als relativ weit verbreitet ansehen. Viele Katholiken haben vielleicht schon einmal in akuten Anliegen wie der Arbeits- oder Wohnungssuche zum hl. Joseph gebetet und die Erfahrung gemacht, dass sich ihr Anliegen mit einer überraschenden Schnelligkeit und Zuverlässigkeit gelöst hat.

Wir möchten dazu anregen, hier noch einen Schritt weiterzugehen. Der Verfasser dieser Zeilen gesteht gerne, dass auch er, ursprünglich übrigens ein Skeptiker der Josephsverehrung, durch eine solche unerwartete, tiefgreifende Gebetserhörung – bzw. genauer gesagt durch gleich mehrere solcher Gebetserhörungen – zum hl. Joseph gefunden hat. Es ist gut und richtig, nach einer solchen Gebetserhörung dem hl. Joseph gegenüber seinen Dank zum Ausdruck zu bringen und auch anderen von der Macht seiner Fürsprache zu erzählen. Doch gilt es hierbei nicht stehen zu bleiben, sondern noch eine Stufe höher zu klimmen! Die entscheidende Frage, die den Weg weiter ,nach oben‘ weist, lautet schlicht: „Warum?“ Was sind die Gründe, was zeichnet diesen Heiligen vor allen anderen Heiligen aus, kurz, wer ist dieser Heilige, dass seine Fürsprache dermaßen machtvoll in unser Leben eingreifen und selbst die verwickeltsten Probleme lösen kann?

Wer sich diese Frage stellt, stößt freilich zunächst auf jenen geheimnisvollen Schleier des Schweigens, der diesen verborgenen und stillen Heiligen umgibt. Wir brauchen an dieser Stelle nicht zu wiederholen, was wir alles über den hl. Joseph nicht wissen, da nun einmal die Evangelien kein einziges Wort von ihm überliefern und ihn wenige Male überhaupt nur erwähnen. Wir möchten stattdessen darauf hinweisen, dass diese Stille kein Mangel an Information, sondern im Gegenteil voller Tiefe und Bedeutung ist. Das Geheimnis, das den hl. Joseph umgibt, ist eines, das sich demjenigen nach und nach erschließt, der bereit ist, betend und betrachtend in es einzutauchen. Wer aber einmal begonnen hat, in dieses Geheimnis einzutauchen, den führt es in ungeahnte Tiefen.

Wenige wissen, dass diese Tiefendimensionen in den letzten Jahrhunderten nach und nach von großen Theologen und Heiligen ausgelotet worden sind. Wenige wissen, dass es dementsprechend eine mittlerweile recht umfassende „Theologie des hl. Joseph“ – auch „Josephologie“ genannt – gibt. Genau hier sehen wir den Hauptzweck unserer Seite. Wir möchten sichtbar machen, wie überraschend viel wir mittlerweile über den hl. Joseph wissen. Wir möchten sichtbar machen, wie reich die Geschichte seiner Verehrung in Wahrheit ist, wie viele Zeugnisse der Heiligen, der Kunst und der Theologie von der Schönheit, der Würde und dem Nutzen der Josephsverehrung künden. Bei der Recherche waren wir selbst immer wieder erstaunt, wie viel sich tatsächlich über den hl. Joseph sagen lässt. Indem wir all jene nicht immer leicht zugänglichen Informationen bereitstellen, wollen wir dazu beitragen, dass immer mehr Menschen den hl. Joseph als den größten Heiligen nach der Muttergottes kennen und lieben lernen.

Die kirchliche Heiligenverehrung ruht auf drei Säulen und die Anrufung um Fürsprache ist nur eine davon. In erster Linie besteht die Heiligenverehrung, wie der Name schon sagt, darin, den Heiligen die ihnen gebührende Ehre zu erweisen. So wie jede Beziehung ungesund wäre, die ausschließlich auf der einseitigen Erfüllung von Gefälligkeiten beruht, so wäre auch die Beziehung zum hl. Joseph ungesund, die ihn zu einer Art „Wünscheerfüller“ macht. In der Tat ist dies einer der Kritikpunkte, gegenüber denen sich die Josephsverehrung in den letzten Jahrhunderten manchmal behaupten musste. Die Erfahrung seiner Fürsprache in einem konkreten Anliegen sollte stattdessen nur der Anfangspunkt sein, um uns tiefer mit diesem Heiligen zu beschäftigen. Wir sollten den hl. Joseph um seiner selbst willen lieben lernen, dafür, dass er ist, wie er ist, unabhängig davon, was er für uns tut! Dafür braucht es freilich zunächst ausreichende und konkrete Informationen über die Gestalt des hl. Joseph, und diese wollen wir mit unserer Webseite verfügbar machen.

Die Heiligenverehrung ist dabei immer auf die Gottesverehrung hingeordnet. In der Theologie unterscheidet man zwischen der Anbetung (latria), die Gott allein gebührt und der Verehrung (dulia), die Seinen Heiligen gebührt, insofern sie in besonderer Weise in ihrem Leben von Gott Zeugnis abgelegt haben.

Der hl. Joseph aber hat nicht nur von Gott Zeugnis abgelegt, sondern er hat wie kein Mensch vor und nach ihm (abgesehen nur die Muttergottes) an dem zentralen Ereignis der Heilsgeschichte, der Menschwerdung Gottes, mitgewirkt. Die Verehrung des hl. Joseph weist daher in die Grundwahrheit und Mitte, in das Zentrum und Innerste unseres Glaubens. Seine Heiligkeit ist ganz auf seine ehrfurchtgebietende Aufgabe hingeordnet, dem Sohn Gottes ein wahrer Vater und der Muttergottes ein wahrer Bräutigam zu sein. Dies gehört zu den zentralsten und faszinierendsten Aspekten der Josephologie: zu verstehen, inwiefern Joseph nicht nur ein Nähr- und Pflegevater, sondern in einem wahren, vollen und eigentlichen Sinne Vater Jesu Christi war, auch wenn er nicht sein biologischer Erzeuger war. Die Kirche erkennt im hl. Joseph den größten Heiligen nach der Muttergottes an, der selbst die Engel an Heiligkeit überragt. In der Theologie des hl. Joseph hat sich dafür der Begriff der „protodulia“ herauskristallisiert. Dieser Begriff ist analog zum Begriff der „hyperdulia“ Mariens gebildet, mit dem zum Ausdruck kommt, dass die Verehrung der Muttergottes die Verehrung aller Geschöpfe, selbst der Engel, überragt (nach griechisch hyper=über). Mit „protodulia“ ist gemeint, dass wir den hl. Joseph als Ersten (nach griechisch protos=der erste) aller übrigen Geschöpfe verehren.

Doch zurück zu den drei Säulen der kirchlichen Heiligenverehrung! Diese beruht außerdem – drittens – darauf, das Beispiel der Heiligen konkret nachzuahmen. So wie jedes Gebet unvollkommen wäre, das nicht von Taten gefolgt oder begleitet wird, so wäre auch eine Josephsverehrung unvollkommen, wenn sie keine konkreten Auswirkungen auf unser geistliches Leben hat. Wenn wir den hl. Joseph verehren, dann sollten wir uns ganz besonders darum bemühen, auch seine Tugenden nachzuahmen.

An diesem Kriterium können wir erkennen, wie weit wir in der Verehrung dieses großen Heiligen bereits fortgeschritten sind. Wenn wir uns noch nach weltlichen Ehren und Auszeichnungen sehnen, wenn wir uns gerne in den Vordergrund spielen, wenn wir unzufrieden sind mit den Verhältnissen, in die Gott uns gestellt hat – dann haben wir noch ein gutes Stück Weges vor uns, um am Beispiel des hl. Joseph wahre Demut des Herzens, selbstlose Hingabe an Gott und den Nächsten und Ergebung in den Willen Gottes, d.h. Vertrauen in Seine gütige Vorsehung zu lernen. Freilich ist dies für die meisten von uns ein langer, steiler und manchmal windungsreicher Weg, der für uns immer wieder Entmutigungen bereit hält. Der hl. Joseph vermag uns hier jedoch wie kaum ein anderer den Weg zu weisen. Indem dieser Heilige in seiner ganzen Existenz auf Christus hingeordnet war und mit seiner ganzen Persönlichkeit in der Berufung zum jungfräulichen Vater Jesu Christi aufging, zeigt er uns in Vollendung das Ziel allen christlichen Lebens, die Umgestaltung in Christus.

Josephsverehrung im wahren und vollen Sinne hat also nichts mit frommer Übertreibung oder subjektiver Fixierung zu tun, sondern mit der theologisch begründeten Einsicht in den tiefen Bezug des hl. Joseph zu Jesus und Maria. Josephsverehrung im wahren und vollen Sinne hat auch nichts mit emotionaler Schwärmerei zu tun, sondern mit dem konkreten Bemühen, die Tugenden des hl. Joseph nachzuahmen. Josephsverehrung im wahren und vollen Sinne beginnt dort, wo wir eine persönliche Beziehung zum hl. Joseph eingehen und davon unser geistliches Leben umgestalten lassen.

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