Anrufungen & Attribute

02

Du ruhmreicher Spross Davids

Wenn wir uns den hl. Joseph als einen armen, einfachen und schlichten Handwerker vorstellen, dann entspricht dies nur der halben Wahrheit. Denn der hl. Joseph war der rechtmäßige König der Juden. Die Evangelien (Mt 1,1–20; Lk 1,27) stellen uns den hl. Joseph als Nachkommen König Davids und damit als Thronerben vor. Das königliche Haus befand sich allerdings seit den Tagen des babylonischen Exils „im Untergrund“. Stattdessen regierte mit Herodes ein von den Römern oktroyierter Marionettenkönig, der lediglich Halbjude war. Umso mehr gewinnt die niedrige Stellung des hl. Joseph an Leuchtkraft: Welche Demut zeichnete diesen Mann aus, der von Geburt her ein König war, und sich doch auf einfachste Weise sein Brot verdienen und mit wenigem begnügen musste? Joseph als Zimmermann, Joseph als König – dies sind zwei Seiten derselben Medaille. Er war ein König ohne Thron und Königreich… und doch war er ein „ruhmreicher“ Spross Davids, ja ruhmreicher als alle Könige vor ihm! Sein Königreich war das Heilige Haus in Nazareth; er war Herr und Haupt der Heiligen Familie, Vater des menschgewordenen Gottes und verfügte dadurch über eine größere Macht und Verantwortung als alle regierenden Könige vor und nach ihm. Ihm war die Erziehung des Christkönigs übertragen, Dem vom Vater „alle Macht gegeben worden ist im Himmel und auf Erden“ (Mt 28,18). 

03

Du Licht der Patriarchen

Der hl. Joseph verbindet den Alten und den Neuen Bund. Er gilt als letzter der Patriarchen des Alten Bundes, und gehörte als Ziehvater des Messias doch bereits der Gnadenwirklichkeit des Neuen Bundes an. „Licht“ unter den Patriarchen ist er, insofern er die Patriarchen vor ihm aufgrund seiner herausgehobenen Stellung überstrahlt. Den alle Patriarchen des Alten Bundes erhofft und ersehnt haben, durfte er in seinen Armen halten: Jesus Christus. In der Schutzmantelandacht beten wir daher: „Unter allen Heiligen bist Du es, der die große Ehre hatte, den Messias zu erziehen, zu führen, zu ernähren und zu umarmen; ihn, den so viele Propheten und Könige zu sehen sich sehnten.“

04

Du Bräutigam der Gottesmutter

Die Gottesmutter war frei von jedem Makel der Erbsünde, die vollkommenste, reinste und heiligste Frau, die jemals gelebt hat. Die Kirche lehrt, dass diese einzigartige Stellung Mariens eine Vorbedingung war, damit sie würdig war, den Sohn Gottes zu empfangen und zu gebären. In gleicher Weise muss auch den heiligen Joseph eine einzigartige Heiligkeit ausgezeichnet haben, um ein würdiger Bräutigam der allerseligsten Jungfrau zu sein. Die Kirche verehrt in ihm daher den größten Heiligen nach der Muttergottes, der in seinem gesamten Leben keine einzige Sünde begangen hat. Anders als oft in der Kunstgeschichte dargestellt, war der hl. Joseph ein starker und junger Mann, als er sich mit Maria vermählte.

05

Du reinster Beschützer der Heiligen Jungfrau

Gerade weil Maria und Joseph ein junges Paar in der Blüte ihrer Jugend waren, verdient ihre jungfräuliche Ehe umso mehr unsere Bewunderung. Wir dürfen uns beide nicht nur als heilig, sondern auch als vollkommen schön, ja als attraktiv vorstellen. Und doch lebten sie jungfräulich miteinander, weil dies dem Willen Gottes entsprach, mit dem sie ganz eins wurden. Der hl. Joseph achtete nicht nur die Jungfräulichkeit Mariens, er schützte sie, indem er selbst jungfräulich lebte und frei von jeder Sünde war. Als junger und starker Mann war der hl. Joseph natürlich auch darüber hinaus eine vorbildliche Beschützerfigur! Es gab viele Anlässe, bei denen der hl. Joseph sich in seiner männlichen Rolle als starker Beschützer zu bewähren hatte, etwa bei der Reise nach Betlehem oder bei der Flucht nach Ägypten.

06

Du Nährvater des Sohnes Gottes

Joseph war nicht der Erzeuger Jesu Christi, sondern dessen Zieh- und Nährvater. Wir dürfen das allerdings nicht so verstehen, als ob der hl. Joseph sozusagen nur ein „halber“ Vater mit einer begrenzten Rolle als „Versorger“ gewesen wäre. Ganz im Gegenteil war nach jüdischem Recht der Pflege- bzw. Adoptivvater einem biologischen Vater rechtlich gleichgestellt. Die Abstammungslinie, mit der Jesus im Matthäusevangelium als Nachfahre König Davids vorgestellt wird, verläuft daher über den hl. Joseph: „Jakob war der Vater von Joseph, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird“ (Mt 1,16). Jesus galt als „Sohn Josephs“ (Lk 4,22; Joh 6,42, 45). Der hl. Joseph füllte diese seine Vaterrolle vollgültig aus und trug die hohe Verantwortung für die Erziehung des Gottessohnes, der als ein gehorsamer Sohn dem hl. Joseph „untertan“ (Lk 2,51) war. Alle Tugenden, die Jesus als Mensch innehatte, bildete er durch die Erziehung und das Vorbild des hl. Joseph aus. Von daher rührt auch die unendliche Macht seiner Fürsprache: Denn wie könnte Jesus dem eine Bitte abschlagen, gegenüber dem er selbst während seines irdischen Lebens kindlichen Gehorsam geübt hat?

07

Du eifriger Verteidiger Christi

Der hl. Joseph rettete das Christuskind und seine Mutter vor den Schergen des Herodes, der alle Neugeborenen in Betlehem töten ließ und floh für sieben Jahre nach Ägypten. Nach diesem Vorbild verteidigt er auch heute vom Himmel aus alle, die an Christus glauben, vor den feindlichen Mächten dieser Welt.

08

Du Haupt der Hl. Familie

Im heiligen Haus von Nazareth war der hl. Joseph der „Hausherr“. Als Familienvater kamen ihm nach jüdischer Tradition hohe Rechte und Pflichten zu. Der Vater war das Oberhaupt in geistlicher und weltlicher Hinsicht. Der hl. Joseph übte diese seine Vaterrolle fürsorglich aus. Jesus und Maria gehorchten seinen Weisungen. Bedenken wir, dass Joseph diese Führungsrolle nicht zukam, weil er der Heiligste unter den Dreien gewesen wäre; im Gegenteil war er verglichen mit Jesus und Maria der Geringste. Gott zeigt uns damit die Notwendigkeit väterlicher Autorität, in der sich Stärke und Liebe, Festigkeit und Fürsorge harmonisch verbinden. Als Muster wahrer Vaterschaft ist der hl. Joseph uns gerade in der heutigen Krise der Familien ein wichtiges Vorbild.

09

Joseph, ausgezeichnet durch Gerechtigkeit

Die Heilige Schrift nennt den hl. Joseph einen „gerechten Mann“ (Mt 1,19). Was wir heute unter „gerecht“ verstehen, reicht nicht einmal ansatzweise an das heran, was im biblischen Sprachgebrauch damit gemeint war. Gerecht ist gleichbedeutend mit heilig, denn wer gerecht war, der erfüllte das Gesetz des Herrn, der entsprach mit all seinem Denken, Reden und Tun dem Willen Gottes.

10

Joseph, leuchtend in heiliger Reinheit

Der hl. Joseph war frei von jeder Sünde. Der Tradition nach beging er sein ganzes Leben lang nie auch nur eine einzige lässliche Sünde und war damit nach Maria der reinste, unschuldigste Mensch, der jemals gelebt hat. Manche Heilige meinten sogar, dass er durch ein besonderes Gnadenprivileg noch vor seiner Geburt von jedem Makel der Erbsünde befreit wurde.

11

Joseph, Du Muster der Klugheit

Unter Klugheit dürfen wir nicht eine weltliche Klugheit verstehen, die den eigenen Vorteil sucht. Mit Klugheit ist im biblischen Sprachgebrauch vielmehr die praktische „Anwendung“ der Weisheit gemeint. Weise ist, wer sein Denken und Wissen mit der göttlichen Weisheit in Einklang gebracht hat. Klug ist, wer diese Weisheit auch im rechten Moment adäquat anzuwenden weiß. Die Klugheit des hl. Joseph begegnet uns in der Art und Weise, wie er Entscheidungen trifft. Als er seine Braut schwanger sieht und die Ursache zunächst nicht versteht, handelt er nicht unüberlegt oder gar impulsiv, sondern denkt nach, betet, wägt ab und gelangt dann zu einer reifen, übernatürlich erleuchteten Einsicht, die sein weiteres Handeln bestimmt.

12

Joseph, Du Mann voll Starkmut

Joseph hatte für seine hohe Aufgabe viele Widrigkeiten und Hindernisse zu überwinden – dafür brauchte es Starkmut. Starkmut bewährt sich auch und gerade in Momenten der Schwäche – indem wir selbst dann, wenn die Schwierigkeiten unüberwindlich scheinen, niemals aufgeben und mit der Gnade Gottes immer wieder aufstehen und unseren Weg weitergehen – das Ziel fest im Blick. Gott gibt uns die Kraft dazu, aber er will auch, dass wir an unseren Aufgaben und den damit verbundenen Herausforderungen wachsen. „Bedrängnis bewirkt Standhaftigkeit, Standhaftigkeit aber bewirkt Bewährung, und Bewährung bewirkt Hoffnung“ (Röm 5,3–5)

13

Joseph, Du Beispiel des Gehorsams

„Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten und bleibe dort, bis ich es Dir sage!“ Nachdem der Engel diese Worte gesprochen hatte, brach der hl. Joseph sofort auf, ohne Widerrede, ohne zu zögern. Der Engel sagte nichts über die voraussichtliche Dauer des Aufenthalts und Joseph stellte auch keine Fragen. Joseph musste sieben Jahre warten, bis ihm der Engel ein zweites Mal erschien und ihn beauftragte, nach Nazareth zurückzukehren. Welche Strapazen, welche Ängste, welche existentiellen Schwierigkeiten mussten auf dem hl. Joseph während dieser Zeit lasten – und doch trug er alles im Gehorsam, dem Willen Gottes voll und ganz ergeben. Gehorsam ist für viele heute ein fremder Begriff geworden, und doch verwirklicht sich im wahren Gehorsam gegenüber Gott die menschliche Freiheit. Denn Gott ist die Güte selbst, und wenn wir unseren menschlichen mit Seinem Willen vereinigen, tun wir automatisch das Gute und verwirklichen das Beste in uns.

14

Joseph, Du Vorbild der Treue

In der Treue bewährt sich die Liebe. Joseph blieb Gott und seiner Berufung treu, trotz aller Enttäuschungen und Widrigkeiten. Es gab vieles, was der hl. Joseph zunächst nicht verstehen konnte, aber doch in liebendem Vertrauen gegenüber Gott angenommen hat. Er war festgegründet in Gott, ein gerader, ehrlicher und zuverlässiger, kurz, ein treuer Charakter. Seiner Treue waren Jesus und Maria anvertraut. Auf ihn, seine Sorge, seine Hilfe und seinen Schutz konnten sie sich allezeit verlassen. Seine selbstlose Liebe und Hingabe kannten keine Grenzen. So verbinden sich im hl. Joseph die Treue zu Gott und zu den Menschen.

15

Du Spiegel der Geduld

Die Tugend der Geduld umfasst viele der bisherigen: Wer klug ist, muss manchmal erst geduldig abwarten, bis er zu einer hinreichenden Einsicht gelangt. So musste der hl. Joseph abwarten, bis er die Schwangerschaft seiner Braut richtig einzuordnen wusste. Treue und Geduld sind eigentlich zwei Seiten derselben Medaille. Und auch wer gehorsam ist, muss geduldig sein – in diesem Fall sieben Jahre! Sieben Jahre, in denen Joseph nicht wusste, wann er wieder in seine Heimat zurückkehren darf, aber geduldig auf die erneute Weisung des Engels wartete.

16

Du Liebhaber der Heiligen Armut

Obwohl aus königlichem Haus, lebte der hl. Joseph in Nazareth doch in einfachen Verhältnissen. Wirklich arm war die Hl. Familie aber vor allem während der sieben Jahre in Ägypten. In diesem fremden und den Juden feindlichen Land war es sicher schwierig, ein angemessenes Auskommen zu finden, zumal der hl. Joseph, der auf die Weisung des Engels zur Rückkehr wartete, nicht langfristig planen konnte. Vielleicht hat er sich von Tag zu Tag neu Arbeit gesucht. Bei der Ankunft mussten sie zunächst einmal eine Unterkunft finden. Aus diesen Gründen ist der hl. Joseph bis heute ein besonders mächtiger Fürsprecher für alle, die dringend auf Wohnungs- oder Arbeitssuche sind. Er kennt die damit verbundenen Sorgen, Ängste und Nöte aus eigenstem Erleben.

17

Du Vorbild der Arbeiter

So ist dem hl. Joseph nichts in den Schoß gefallen, sondern er musste ein Leben lang im Schweiße seines Angesichts für seine Familie sorgen. Durch ihn hat gerade die handwerkliche Arbeit aber auch eine hohe Würde verliehen bekommen. Im Lichte der großen Heiligkeit des hl. Joseph können wir ersehen, dass Gott den einfachen und schlichten Arbeiter sehr hochschätzt. Die Schriftgelehrten und theologisch Gebildeten kommen in der Hl. Schrift dagegen nicht besonders gut weg. Wissen und Bildung verleiten oft zu Hochmut. Einfache Arbeit hingegen verhilft zur Demut des Herzens. Die Kirchenväter waren außerdem überzeugt, dass es kein Zufall war, dass der Erlöser ausgerechnet im Hause eines Zimmermanns Mensch wurde. Denn Jesus Christus besiegte am Holz des Kreuzes den, der durch das Holz des Paradiesbaums den Tod gebracht hatte. So hat Er in der Werkstatt seines Vaters täglich Seine eigene Berufung vor Augen gehabt – doch nicht nur Seine Passion, sondern auch Seine Auferstehung und die Gnadenwirklichkeit des Neuen Bundes: Denn das Handwerk des Zimmermanns ist ein Bauhandwerk. So hat Jesus Christus durch Seinen Opfertod am Holz des Kreuzes der Menschheit ein neues Haus Gottes gebaut, in dem alle Völker Zuflucht finden: die hl. Kirche.

18

Du Zierde des häuslichen Lebens

Dreißig Jahre lang führten Jesus, Maria und Joseph ein verborgenes Leben im hl. Haus von Nazareth. Unaussprechlich sind die Wunder, die Sammlung und die Andacht, die das alltägliche Leben der Hl. Familie durchwirkten. Die Hl. Familie betete und arbeitete gemeinsam. Durch das Vorbild Seiner heiligen Eltern wuchs Jesus Christus täglich heran und nahm Seiner menschlichen Natur nach zu an Gnade und Weisheit (Lk 2,52). Die innige und vertraute Beziehung von Jesus, Maria und Joseph während dieser drei Jahrzehnte hat zur Bezeichnung der hl. Familie als „irdischer Dreifaltigkeit“ geführt. So wie Vater, Sohn und Heiliger Geist drei Personen sind, zugleich eins und in ewiger Beziehung zueinander, haben auch Jesus, Maria und Joseph eines Herzens und Sinnes zusammengelebt, in all ihrem Denken, Reden und Tun ausgerichtet auf Gott und das Ewige, ihrem unsagbaren Anteil am Werk der Erlösung schweigend und staunend bewusst.

19

Du Beschützer der Jungfrauen

So wie der hl. Joseph die allerseligste Jungfrau behütete, ist er auch Patron und Beschützer aller Jungfrauen. Im Alten Bund gab es keinen eigenen jungfräulichen Stand. Dies änderte sich erst mit Jesus, Maria und Joseph, die durch ihr jungfräuliches Leben ein Vorbild des vollkommenen christlichen Lebens abgaben. Der hl. Joseph ist ein mächtiger Fürsprecher des geweihten Lebens, der Ordensleute und Priester. Als Hausherr in Nazareth war er in gewisser Weise auch Vorsteher des ersten Priesterseminars – als Ziehvater Jesu Christi, des Ewigen Hohepriesters.

20

Du Stütze der Familien

Gerade darin sehen wir jedoch das tiefe Geheimnis der Heiligen Familie als Urbild der Kirche, dass sie sowohl für den jungfräulichen, als auch für den Familienstand das Vorbild abgab. In der hl. Familie sind alle Stände des christlichen Lebens vorgebildet. Der hl. Joseph als ihr fürsorgliches Haupt ist gerade in der heutigen Krise der Familien das Vorbild wahrer Vaterschaft. Wenden wir uns an ihn, um die Wunden und Verletzungen unserer Familien zu heilen!

21

Du Trost der Leidenden

Wer heilig ist, der ist auch barmherzig. Als größter Heiliger nach der Muttergottes sorgt sich der hl. Joseph daher mit väterlichem Herzen um alle, die da leiden. Außerdem hat der hl. Joseph in seinem irdischen Leben selbst tiefes Leid erfahren müssen und kann so auch aus eigenstem Erleben mitfühlen mit allen, die sich in Sorgen und Nöten befinden. Die Kirche verehrt seit Jahrhunderten die „sieben Schmerzen“ des hl. Joseph, die er aufgrund seiner Berufung zum Bräutigam Mariens und Ziehvater Jesu durchleben musste. Der hl. Joseph gilt auch als besonderer Fürsprecher für hoffnungslose Fälle und verzweifelte Anliegen. In der Schutzmantelandacht zu Ehren des hl. Joseph beten wir: „O glorreicher Heiliger Joseph, die Gnadenerweise, die Du für die armen Betrübten erbittest, sind unzählbar. Kranke jeder Art, Bedrückte, Verleumdete, Verratene, Trostlose, Hungernde und Hilfsbedürftige kommen mit ihren Anliegen zu Dir und finden Erhörung ihrer Bitten.“

23

Du Hoffnung der Kranken

Unzählige Menschen wurden auf die Fürsprache des hl. Joseph geheilt – darunter auch große Heilige wie die hl. Theresa von Ávila oder die hl. Therese von Lisieux. Als die kleine Therese noch im Mutterleib war, dachten ihre Eltern, die hll. Zélie und Louis Martin, dass es ein Junge werden würde – sie wollten ihm den Namen Joseph geben. Stattdessen kam ein Mädchen auf die Welt, wurde aber kurz nach der Geburt todkrank. Die Ärzte hatten sie schon aufgegeben. Da kniete die hl. Zélie vor einer Josephsstatue in ihrem Schlafzimmer und betete um die Gnade der Heilung. Noch am gleichen Tag war die hl. Therese geheilt.

23

Du Patron der Sterbenden

Der hl. Joseph ist Vorbild eines guten Todes, weil er in den Armen Jesu und Mariens verstorben ist. Als Jesus im Alter von dreißig Jahren sein öffentliches Wirken begann, war der hl. Joseph bereits verschieden. Nur so konnte Jesus mit Vollgewalt als Lehrer und Prophet auftreten. Es hätte Missverständnisse produziert, wenn Jesus von Gott als seinem „Vater“ predigte, während sein gesetzlicher Vater, der hl. Joseph, noch am Leben gewesen wäre. Wenn wir davon ausgehen, dass der hl. Joseph um die 30 Jahre alt war, als er sich mit Maria vermählte, würde das heißen, dass Joseph mit etwa 60 Jahren verstorben ist. Als er verstarb, lebte also die Hl. Familie noch im heiligen Haus in Nazareth zusammen. Wir rufen den hl. Joseph für eine glückliche Sterbestunde an, damit auch wir die Gnade erhalten, im Beisein Jesu und Mariens unser irdisches Leben beschließen und in Frieden Gott übergeben zu können.

24

Du Schrecken der bösen Geister

Als größter Heiliger nach der Muttergottes, der nie auch nur eine einzige lässliche Sünde während seines gesamten irdischen Lebens beging, hat der hl. Joseph den Versuchungen des bösen Feindes allezeit widerstanden. Die unendliche Reinheit des hl. Joseph strahlt so hell, dass die unreinen Geister seine Gegenwart nicht ertragen können. Der hl. Joseph hat deswegen nach Maria die größte Macht über alle Einflüsse des Bösen. Wo der hl. Joseph auftritt, müssen die bösen Geister das Feld räumen. So wie er als Hausvater und Beschützer der Hl. Familie den bösen Geistern den Eintritt in das hl. Haus von Nazareth verwehrt hat, so verwehrt er ihnen auch den Eintritt in unsere Herzen, in unsere Familien und in die Kirche. Wenden wir uns daher an ihn, besonders an sein reinstes Herz, um den Versuchungen und Einflüsterungen des Bösen widerstehen zu können.

25

Du Schutzherr der Heiligen Kirche

Dies ist einer der jüngsten Titel des hl. Joseph, der ihm erst im Jahr 1870 von Papst Pius IX. verliehen worden ist. Papst Leo XIII. begründete dies in seiner Enzyklika Quamquam Pluries (1889) folgendermaßen: „Diese heilige Familie, der Joseph mit väterlicher Vollmacht vorstand, war aber die Keimzelle der Kirche. Wie nämlich die Jungfrau Maria Mutter Jesu Christi war, so ist sie auch die Mutter aller Christen, da sie ihnen auf Kalvaria das übernatürliche Leben der Gnade vermittelt hat, damals in der Todesstunde des Erlösers. Desgleichen ist Jesus Christus gewissermaßen der Erstgeborene unter den Christen, die seine Adoptivbrüder würden auf Grund seines Erlösungswerkes. Das sind die Gründe, die im Herzen des heiligen Erzvaters das Bewusstsein rechtfertigen, dass ihm die Gesamtheit der Christen auf besondere Weise anempfohlen ist: die ganze Christenheit oder die Kirche, d.h. jene gewaltige Familie, die über den ganzen Erdkreis zerstreut ist. Als Gemahl der Jungfrau Maria und als Vater Jesu Christi ist er der Kirche gegenüber gleichsam mit väterlicher Vollmacht ausgestattet. Somit erweist es sich als folgerichtig und seiner Stellung gemäß, dass der heilige Joseph heute noch der Kirche Jesu Christi seinen himmlischen Schutz angedeihen lässt, wie er einst für die Bedürfnisse der heiligen Familie von Nazareth aufkam und sie fortwährend mit gewissenhafter Fürsorge umgab.“

de_DEDeutsch